Schüpfheim — Sörenberg

Der Raum besteht gemäss Strategie Landschaft des Kanton Lutern aus verschiedenen Landschaftstypen. Er ist Karstlandschaft, Moor-, Flusstal-, und Waldlandschaft, die zuweilen auch als strukturreiche Agrarlandschaft mit ländlicher Siedlungsstruktur in Er-scheinung tritt. Auffallend ist die Topografie, das lebhafte Gross- und Kleinrelief. Charakterbildende Elemente der Landschaft sind das Gebiet der Schrattenfluh (BLN Objekt 1609), sowie die Waldemme mit ihrer Aue (Inventar Objekt 341) bei Flühli, welche sich im Tal durch die steilen Flanken zieht. Die landwirtschaftlichen Nutzflächen der Talschaft sind durch die starken Neigungen begrenzt nutzbar. Sie dienen primär als Futterwiesen und Weiden. Daneben prägt der Wald die Erscheinung. Siedlungsräume sind um die historischen Dorfkerne gewachsen. Die schon lange existente, weit gestreute Anordnung von Einzelhöfen bis Alpwirtschaften erklärt die dichte erschliessung bis in hohe Lagen mit Strassen und Flurwegen. Das abwechslungsreiche, lebhafte Bild von Wald- und Offenlandsturkturen zieht sich quasi von der Talmitte bis zur Baumgrenze hoch und prägt die räumliche Identität. Der am höchsten gelegene Teil des Untersuchsungsraums ist das sog. Mariental und erstreckt sich etwa von der Südelhöhe bis zum Brienzer Rothorn. Er wird durch die Schrattenfluh und das Rothorn gefasst. Im Talboden mäandriert der Oberlauf der Waldemme. Das Dorf Sörenberg ist historisch als Kurort und heute als Destination für den Familientourismus vermarktet. DIe Moorlandschaft Habkern/Sörenberg (Nr.13) bietet eine spezielle Atmosphäre und Vegetation prägt den einzigartigen Charakter und unterscheidt den Ort auch im Sommer von anderen Ausflugs- und Ferienorten. Die landwirtschaft ist auf die Nutztierhaltung ausgerichtet, von Heuwiesen um die Höfe bis auf die Alplagen in den Höhen steht das Vieh im Zentrum.

Charakteristika Hügel-Bergzone

Parzellen: klein
Erschliessung: situativ
Exposition: steil
Produktion: extensiv

Die landwirtschaftlichen Nutzgebiete ziehen sich die Bergflanken hoch und sind mit Waldstandorten verzahnt. Es gibt nur wenige ebene Flächen. Die Talsohle führt den Oberlauf der Waldemme und dient als Raum für die Hauptverkehrserschliessung sowie die Dorfkerne von Flühli und Sörenberg.


  

Texturen

Mit Landschaftstextur werden markante Qualitäten der Landschaft, welche durch natürliche und anthropogene Einflüsse geformt wurden und raumprägend sind verstanden. Die Texturen der Siedlungsinfrastruktur, der Landwirtschaft und des Waldes dominieren die räumliche Strukturierung. Raumprägend in dieser Talschaft ist aber primär Topografie und Geomorphologie, das strukturreiche Relief. 

Blick vom Brienzer Rothorn über Sörenberg
Blick vom Brienzer Rothorn über Sörenberg
Blick vom Brienzer Rothorn über Sörenberg
Farben
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transformative Potentiale

Agroforstwirtschaft

Auf ackerfähigem, ehemaligem Grünland wird heute Getreide für die direkte menschliche Ernährung angebaut.

Buntbrachen sind mehrjährige, mit einheimischen Wildkräutern angesäte Flächen oder Streifen auf Ackerland. Sie bieten ein stetiges Nahrungsangebot für blütenbesuchende Insekten von Frühjahr bis Herbst. Dadurch werden die natürliche Schädlingsregulierung sowie die Bestäubung von Kultur- und Wildpflanzen gefördert.

Flühli liegt in einer hügeligen Region mit einem gemässigten Klima, das für den Futteranbau geeignet ist. Die Böden sind oft fruchtbar und gut durchlässig, was das Wachstum von verschiedenen Futterpflanzen begünstigt. Durch regelmässiges Ausbringen von Gülle (Dünger) und einer entsprechenden Pflege sind 3-4 Grasschnitte im Jahr möglich. Da die Kühe und Rinder über den Sommer auf den Alpen sind, wird das Gras in den Talflächen für die Mast im Winter eingelagert (Heu oder Silo). Die bewaldeten Bergflanken steigen auf beiden Seiten des Talbodens hoch. Neben der Wald- findet in den offenen Höhenlagen  traditionelle Alpwirtchaft statt. Das Landschaftsbild hat sich über Generationen geformet und ist Identitätsstiftend. Diese traditionelle Form der Bewirtschaftung erhält das Mosaik von Offenland und Waldstrukturen und trägt zu einer spezifischen Viefalt bei. 

Integrierte Agroforstanlage betont die räumliche Tiefe. 

Bis vor 100 Jahren war Dinkel das Schweizer Hauptbrotgetreide; im Entlebuch wurde das «Chorn» sogar schon um die Jahre 800 bis 900 n. Chr. angebaut. Heute liegt Ur-Dinkel wieder im Trend. Mit Fidirulla besteht eine bereits etablierte lokale Marke für Pasta. Es entsteht aber auch Mehl für Brot und Feingebäck.

Die Agroforstanlage kombiniert die Vorteile von Landwirtschaft und Forstwirtschaft, indem sie Bäume, Sträucher und landwirtschaftliche Kulturen auf derselben Fläche integriert. In der Anlage sind verschiedene Obstbaumarten wie Äpfel und Birnen gepflanzt. Diese Bäume bieten nicht nur Früchte, sondern übernehmen auch Habitatsfunktionen und sorgen im Herbst mit dem Laubfall für einen Eintrag von organischem Material in den Boden. Die Auswahl der Obstsorten kann je nach Klima und Bodenbeschaffenheit variieren. Auch die der Unterkultur. Urdinkel ist um Schüpfheim etabliert und wird zur lokalen Pasta verabeitet, dies beitet einen sicheren Absatz über etablierte Vertribeskanäle. Durch die Diversifizierung der Kulturen können Landwirte gleichzeitig bzw. über die gesamte Vegetationsperiode mehrere Einkommensquellen nutzen.Die Ausrichtung in der Längsrichtung des Tals unterstreicht den linaren Charakter des Landschaftsraums und schafft auch mit neuen landwirtschaftlichen Strukturen, räumliche Identität zu unterstreichen. 

Bergackerbau

Auf ackerfähigem, ehemaligem Grünland wird heute Getreide für die direkte menschliche Ernährung angebaut.

Buntbrachen sind mehrjährige, mit einheimischen Wildkräutern angesäte Flächen oder Streifen auf Ackerland. Sie bieten ein stetiges Nahrungsangebot für blütenbesuchende Insekten von Frühjahr bis Herbst. Dadurch werden die natürliche Schädlingsregulierung sowie die Bestäubung von Kultur- und Wildpflanzen gefördert.

Blick oberhalb Rischli gegen Osten, in Richtung Sörenberg Dorf. Der Hof liegt in einer Höhenlage, die für die Weidewirtschaft ideal ist. Die umliegenden Wiesen sind reich an verschiedenen Grasarten und Kräutern, die eine wertvolle Nahrungsquelle für die Tiere darstellen. In den Sömmerungsmonaten befinden sich die Tiere auf der Alp Satz (Halgleren), Gipfel auf der linken Bildseite in den Wolken. Es erklärt weshalb keine Tiere sichtbar sind. Das Gras im Bildvordergrund wird geerntet und als Heu oder Silage für die Winterfütterung gespeichert. Dies stellt sicher, dass die Tiere auch in den kälteren Monaten mit hochwertigem lokalem Futter versorgt werden. Die Flächen sind im Winter als Skipiste genutzt, für den Sommertourismus ist oberhalb des Hotels Rischli (weisses Haus in der Bildmitte) eine Rodelbahn ins Gelände modelliert. 

Vollautomatisierte Erntemaschine beim Pflücken von Bergminze. Sie erlaubt einen effizienten und bodenschonenden Bergackerbau. 

Die Höfe produzieren in den Lichtungen auf terrasirtem Gelände spezialkulturen. 

Blick oberhalb Rischli gegen Osten, in Richtung Sörenberg Dorf. Im Bildvordergrund eine vollautomatisierte Erntemaschine die Bergminze pflückt. Daneben wachsen Aroniabeeren. Die ehmaligen Skipisten können heute als Flächen für den Bergackerbau genutzt werden. Im Bildmittelgrund hat sich ein dichter Mischwald etabliert, die Höfe bilden Lichtungen. Durch Geländeanpassungen und Terrassen werden bewirtschaftbare Flächen geschaffen auf denen Spezialkulturen für die lokale Distribution unter dem Label "Echt Entlebuch - Echt Sörenberg" als Spezialitäten vermarketet werden. Teekräuter können auf der "Tee-Wanderung" degustiert werden. Diese und ähnliche Erlebnispfade ergänzen die Moor- und Karstlandschaft und entlasten die Hot-Spots. Sie fördern zudem die Direktvermarktung der verbliebenen Produzent:innen. Der an die veränderten Klimabedingungen angepasste Mischwald übernimmt sowohl Schutz- wie auch Nutzfunktionen. Im Bildhintergrund ist die erhöhte Waldgrenze erkennbar. Schnee ist nur noch in den Wintermonaten sichtbar. 

Waldwirtschaft

Im Bildvordergrund zeigt sich ein Nadelwald, ein Fichtenforst der als Schutzwald für das Dorf Sörenberg unten im Tal dient. Das Mariental wird durch die Bergkulisse, sowie das Wald-Weide-Muster geprägt. Dieses Bild hat grossen anthropogenen Einfluss. Die Infrastruktur reicht vom besiedelten Talboden bis auf den Gipfel des Brienzer Rothorn auf 2350 m.ü.M. Die Standortfaktoren Klima, Boden und Topografie bestimmen massgeblich, welche Baumarten, Pflanzen-, Waldgesell¬schaften und welche Tierarten an einem Ort vor¬kommen. Dies ist schon lange bekannt und dokumentiert.  Bestände aus wenigen Nadelbaumarten sind nur mässig für den Klimawandel angepasst. Fichten und Buchen, die zwei häufigsten Baumarten im Schweizer Wald, zei¬gen bereits heute in den tieferen Lagen ein rückläufiges Bestandeswachstum (Bircher et al. 2016). Die hellen grünen Flächen in der Ferne werden beweidet oder gemäht, sie sind Teil der traditionellen Kulturlandschaft im Alpenbogen. Die Bewirtschaftungsform sorgt neben einer produktiven Nutzung von Steil- und Höhenlagen zu einem strukturreichen Wechselspiel von Wald und Offenland. Diese Kulturlandschaft wird zugleich als attraktive Naturlandschaft (UNESCO Biosphäre) sowie intensive Freizeitlandschaft (Mooraculum, Biketrails, Wintersport) vermarktet. Die in den Sommermonaten beweideten Flächen werden durch den Winter als Skipisten und Winterwanderpfade genutzt. 

Die Mischwladstruturen ermöglichen auch ein Potential zur Ernte. Die Beeren der Eberesche sind reich an Vitamin C, Antioxidantien und verschiedenen Mineralstoffen. Sie enthalten auch Ballaststoffe, die für die Verdauung wichtig sind. Diese werden in lokalen Restaurants und Lebensmittelmanufakturen weiterverarbeitet. 

Auf der Kräuteralp wird die Produktion von wilden Kräuterteesorten in einer Erlebnsiwelt präsentiert und vermarktet. 

Durch gezielte forstwirtschaftliche Massnahmen ist der Baumbestand diversifiziert. Der standortangepasste Nadelmischwald bildet ein resilientes Ökosystem. Ein neues Klimaregime bietet für die Flora grundsätzlich auch Chancen. Eine Vielzahl von Baumarten wachsen besser, wenn es wärmer und feuchter ist (Rohner et al.2016) . Der Waldbestand im Gebiet Schwand hat sich sichtlich ausgedehnt und auch am Fusse des Brienzer Rothorn ist die Bodenbildung und Sukzession weiterfortgeschritten. Das Bestandeswachstum betrifft weite Teile der nördlichen Randalpen (Bircher et al. 2016 ; Scherler et al. 2016) . Die submontane Waldstufe wandert langsam nach oben. Für die Moorgeprägten Waldlandschaften wird der Wasserhaushalt zu einem entscheidenden Faktor.Für trockenheitsangepasste Arten wie Eiche, Waldföhre, Feldahorn, Hage- und Hopfenbuche steigt die Fläche geeigneter Standorte. Die in den montanen bis subalpinen Lagen verbreiteten Buchen, Fichten, Tannen Bergahorne, Arven und Bergulmen haben an geeigneten Flächen eingebüsst (Zimmermann et al. 2016) . Durch den Wegfall der Kältelimitation haben sich neue Standorte eingewachsen und den Schutzwaldfaktor gestärkt (Vgl. Bebi et al. 2016) . Waldbauliche Eingriffe haben die Habitatsqualitäten von Zielarten gestärkt und Lebensräume vernetzt. Durch adaptives Management werden laufend Anpassungen in die Waldbewirtschaftung implementiert und die Risiken werden im Zusammenhang mit der komplexen Dynamik der Waldgesellschaften und ihren Einflüssen minimiert (Holling 1978 ; Gregory et al. 2006 ) Der Wald aucha als Quelle von Heilkundeprodukten oder die Nahrung ergänzende Lebensmittel wie Beeren der Eberesche als Vitamin C und Antioxidantien Lieferanten werden neu genutzt. Infrastrutur intensiver Wintersport gehört der Vergangenheit an. Wenn Schnee liegt kann dieser durch Touren auf Ski oder Schneeschuhen erlebt werden. Der Sommertourismus wird aber intensiviert, was neue Herausfoderungen für die Landschaft mitsich bringt.